Pole Position beim Start in den Job

Gießereimechaniker-Ausbildung in der Forschung


 

Timo Scharfenberg und Jan Felix Müller starteten am 01.08.2016 die Ausbildung zum Gießereimechaniker. Eigentlich wollten beide nach ihrem Abitur eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer
machen.

 

Die Bewerbungsgespräche beim Fraunhofer IFAM liefen bei Timo und Jan Felix etwas anders als gedacht, denn die Wunschausbildungsstelle zum Werkstoffprüfer war schon vergeben. Allerdings waren noch zwei neugeschaffene Lehrstellen in der Abteilung Gießereitechnologie zu besetzen. Die beiden gebürtigen Bremer schauten sich den Arbeitsbereich an und waren direkt vom Fieber gepackt. Die Ausbildungsverträge waren danach schnell unterschrieben. Heute blicken die beiden Azubis auf knapp ein Jahr Ausbildung an einem Forschungsinstitut zurück. Eine Besonderheit, wie die zwei schnell bemerkt haben, denn in Deutschland sind diese zwei Ausbildungsstellen einmalig.

Timo hat das Interesse an Technik durch seinen Vater entdeckt, der selber Elektrotechniker ist. In der Schulzeit interessierte er sich aber zunächst für die Schauspielerei in einer Theatergruppe und Volleyball als sportlichen Ausgleich. Neben seiner Leidenschaft für Chemiethemen fing er irgendwann an, sich auch für IT-Technik zu interessieren und begann, an PCs herumzubasteln.

 

Jan Felix erkannte seinen Interessensschwerpunkt nach der Realschule. Anstatt eines normalen Abis ging er zum Technischen Bildungszentrum in Bremen und wählte dort den Schwerpunkt Mechatronik mit dem Leistungskurs Mathematik. In seiner Freizeit macht er viel Sport und ist schon seit Jahren im Tanzsport aktiv, mittlerweile in der Regionalliga.

Der Werdegang der beiden zeigt, dass Kreativität und Technik sich keinesfalls gegenseitig ausschließen. Vor der Ausbildung hatten Timo und Jan Felix keine genaue Vorstellung von der Gießereiwelt, aber eher noch das Bild von Dreck und Staub aus Fernsehdokus im Kopf. Heute arbeiten sie in einem sauberen, hochtechnologischen Forschungsbereich und sind mittendrin, wenn es darum geht, neue Verfahren und Technologien für die industrielle Anwendung zu entwickeln.

„Im Alltag müssen wir viel den eigenen Kopf benutzen, Lösungsansätze erarbeiten und begegnen immer neuen Herausforderungen“, erklärt Jan Felix. „Unser Tag beginnt in der Regel zwischen 7 und 7:30 Uhr, eine feste Uhrzeit gibt es aber nicht, da wir eine Gleitzeitregelung haben“. Am IFAM ist das Arbeiten anders als im Produktionsbetrieb, erklärt Abteilungsleiter Franz-Josef Wöstmann und das merken die Azubis auch immer wieder, wenn sie mit anderen Auszubildenden sprechen. „Wir versuchen hier eine hohe Flexibilität zu halten. Wichtig ist, dass die Leute hier Spaß an der Arbeit haben, egal ob Azubi, Techniker oder Wissenschaftler. Das steigert die Zufriedenheit und die Bereitschaft, sich intensiv einzubringen“, erzählt der Abteilungsleiter.

„Es sind die wenig beherrschbaren Einflüsse- und Gegebenheiten, die unseren Alltag hier in der Gießerei prägen“, erklärt Ausbilder Carsten Wohltmann. „Unsere Arbeitstage entwickeln sich meistens anders als geplant, nicht alles wiederholt sich regelmäßig. All diese interessanten Umstände bilden die eigentliche Herausforderung in den Teilbereichen unserer Ausbildung hier am IFAM. Wir versuchen dementsprechend den Azubis eine überdurchschnittliche, handwerkliche, Ausbildung zu ermöglichen, gepaart mit einem gutem technischen Verständnis vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Gießverfahren“.

 

In einer normalen Gießerei lernen Auszubildende in der Regel nur einen Werkstoff und Prozess wie beispielsweise Stahlguss kennen. Beim IFAM ist das anders. „Wir haben schon den Druckguss, Niederdruckguss, Lost Foam, Feinguss und Sandguss kennengelernt, hinzu kommt noch das Arbeiten mit Salz als Schmelze“, erzähl Timo begeistert. Durch den Umgang mit den unterschiedlichen Prozessen und Metallen wird viel technisches Wissen verlangt.

Hier ist Teamwork gefragt, das am IFAM großgeschrieben wird, um sich das Wissen Stück für Stück zu erarbeiten. Timo: „Wir können mit unseren Lösungsansätzen jederzeit zu unseren Kollegen gehen. Bei ihnen bekommen wir Feedback, ob wir richtig liegen oder total falsch. Dadurch, dass wir uns intensiv in das Problem einarbeiten, lernen wir sehr viel, innerhalb kurzer Zeit“. Jeden Montag gibt es in der Abteilung Gießereitechnologie zudem eine Teamrunde. Hier werden anstehende Projekte vorgestellt und besprochen. Jeder ist dabei. Dies bringt Transparenz für alle und weckt den Teamgeist. Bei der Frage, was den beiden Azubis bisher am meisten Spaß gemacht hat, ist die Antwort eindeutig – der erste eigene Sandguss. Die Aufgabe der Ausbilder war einfach: gießt ein beliebiges Teil im Sandgießverfahren ab. Die Werkstücke konnten Timo und Jan Felix sich im Lager heraussuchen und dann mit dem bereitgestellten Ölsand experimentieren. Keine leichte Sache, wie sich schnell herausstellte. Man muss lernen, mit dem Sand umzugehen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie daraus eine funktionsfähige Gussform entsteht. Im Teamwork ist das aber kein Problem für die Zwei. Lediglich die Gussteile sehen noch nicht wie gewünscht aus. Aber auch das gehört zur Ausbildung. Gemeinsam mit dem Ausbilder lernen die zwei nun, den Gießprozess mithilfe einer Software zu simulieren, Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen und anschließend die Form neu zu konstruieren. Ein spannender Prozess.

Im Laufe der Ausbildung werden die Azubis noch andere Bereiche der Gießereibranche kennenlernen. Es folgen noch Praktika in Produktionsbetrieben, um auch einmal den normalen Gießereialltag erleben zu können. Aber auch Zusatzseminare wie ein Kernqualifizierungsseminar im kaufmännischen Bereich oder Präsentationstechniken haben die Beiden schon absolviert.

Jan ist sich sicher, „Nach der Ausbildung werden wir in den Betrieben bestimmt mit offenen Armen empfangen, aber ein anschließendes Studium wäre das ideale I-Tüpfelchen“. Und auch Timo blickt optimistisch nach vorne, „Im Moment würde mich eine anschließende Weiterbildung zum Techniker oder vielleicht auch ein Studium interessieren“. Aber bei einem sind sich beide einig, „Bei der Ausbildung haben wir die Pole Position bekommen“.

Die „Pole-Positions“ für das nächste Ausbildungsjahr sind hingegen noch frei. Wer daran interessiert ist, sollte den Kontakt zum IFAM suchen. 

Deine Chnace

 

Das klingt spannend? Dann schau doch direkt mal in unserer Ausbildungsbörse oder auf der Website des Fraunhofer IFAM vorbei.